Die Gestaltung der Ausstellung „Er gehört zu mir. Muslimische Lebenswelten in Deutschland“ blickt in erster Linie nicht auf die Räume des Hauses, sondern auf die Inhalte und die Absicht der Ausstellung, ohne die Balance zwischen dem Präsenzbestand und den temporären Hinzufügungen aus den Augen zu verlieren.
Das kuratorische Konzept der Ausstellung zeichnet aus, dass hier nicht (nur) über Muslim:innen in Deutschland gesprochen wird, sondern mit ihnen, das sie selber die Taktgeber sind. Die persönlichen Erfahrungen von zwölf (!) in Interviews befragten Gewährsleuten ist der inhaltliche Kern des Projekts.
Die Gestaltung gibt diesen Leitgedanken in der Ausstellung Form und Struktur: Im Auftaktraum im Neubau lernen wir die Protagonisten anhand transparenter Porträtstelen kennen. Sie kehren als mediales Angebot in allen Räumen wieder und laden zur persönlichen Begegnung ein.
Die Ausstellungsgestaltung hat sich bewusst entschieden, dieses Angebot als farbenfrohes, bildreiches Happening zu inszenieren, in dem kritische Perspektiven nicht außen vor bleiben, aber auch nicht dominieren. Sie möchte eine einladende, offen gestimmte Atmosphäre erzeugen. Farbwahl und Grafikgestaltung erweisen orientalischer Fliesenkunst und dem Designpop des ägyptischstämmigen Designers Karim Rashid ihre Referenz. Die Formgestaltung vermeidet allfälligen Symbolismus und kulturelle Aneignung. Gleichwohl wurden bei der Kolorierung die Bedeutungen von Farben und ihre symbolischen Lesarten im Islam einbezogen. Die hexagonalen Grundformen in leuchtenden Farben besetzen die Wände im Alt- und Neubau und begleiten die originalen Objekte, ohne ihnen zu nahe zu kommen. Alle Displays und Vitrinen bleiben rein weiß, nehmen keine Farben auf, um den Exponaten, die aus hochrangigen deutschen Sammlungen kommen, nicht die Wirkung und Konzentration zu nehmen.
Wir entwickelten Claim und Keyvisual der Ausstellung „Er gehört zu mir“, übrigens mit ausdrücklicher Genehmigung der Urheber des Liedtextes. Titel und Plakat setzen das offene und einladende Konzept der Ausstellung fort, als sprachliche und visuelle Scharade zwischen den persönlichen Glaubens- und Lebenserfah-rungen der Muslim:innen und einem der politischen Leitsätze der letzten zehn Jahre, dessen Metamorphosen und Interpretationen bis heute die Gemüter erhitzen: „Der Islam gehört zu Deutschland.“