Von März bis September 2022 soll eine kulturhistorische Wechselausstellung zum Thema „Hexenverfolgung im ehemaligen Herzogtum Westfalen“ präsentiert werden. Der Leitfaden dieser Ausstellung ist das Phänomen der Hexenverfolgung in der besonders stark betroffenen Region Westfalen. Allgemeine Entwicklungen und Hintergründe werden im regionalen Kontext dargestellt und mit konkreten Opfern verbunden. Die Wechselausstellungsfläche beläuft sich auf insgesamt 520 qm und gliedert sich auf drei Etagen in drei Räume.
Der Wettbewerbsentwurf sollte den Gestaltungsentwurf einer Feinplanung einer Ausstellungssequenz liefern. Es handelt sich um den Auftaktraum (50 qm) mit der Themensequenz „Historische Hexenprozesse im Herzogtum Westfalen verbunden mit den heutigen Hexenverfolgungen weltweit“. Dabei soll eine historische Einordnung vorgenommen werden. Verschiedene Ursachen für die Hexenverfolgungen wie z. B. Krankheit, Hungersnot, schlechte Ernte, kleine Eiszeit, Buhlerei, Nachbarschaftskonflikte sollen bereits hier aufgezeigt werden.
Hexen: Einerseits Mythos, Märchen und düstere Gruselgeschichten – andererseits europäische Geschichte und gegenwärtige globale Wirklichkeit. Unser Entwurf für den Introraum der neuen Sonderausstellung knüpft an die raum- und zeitübergreifenden Betrachtungen des Konzepts an. Er führt in die Thematik des Hexischen ein, indem er die geographischen, zeitlichen und ursächlichen Hintergründe pointiert zusammenfasst. Die klare Formsprache verklärt Hexenverfolgungen nicht als Gruselmärchen. Stattdessen vermitteln Konzept und Gestaltung, dass damals wie heute strukturelle Ausgrenzungs- und Unterdrückungsmechanismen greifen, um die Verfolgung, Folter und Tötung von Menschen zu legitimieren, die nicht systemkonform waren/sind, sich emanzipieren woll(t)en, oder sich schlicht nicht wehren konnten/können. Die Szenografie des Introraums bricht daher bewusst mit der Vorstellung einer dunklen und düsteren Hexenausstellung, wie sie üblicherweise inszeniert werden. Dennoch ist sie nicht weniger eindrücklich: eine raumgreifende Installation von schwebenden weißen Kleidern als Stellvertreter der Opfer von Hexenverfolgungen. Den Kleidern sind ungelenk beschriftete Schilder umgehängt, auf denen das angebliche Vergehen denunziatorisch angeprangert wird, z.B. „Hats Feld verdorren lassen!“, „Hats Kind verhext!“, „Teufelsbuhlschaft!“, „Hat rote Haare!“, „Hats Vieh verrecken lassen!“. Kleider und Schilder schweben über Bodenplatten, die in Kurzform über Lebens- und Todesumstände sowie über die Verfolgungsgründe berichten. Der Entwurf arbeitet mit wenigen, ineinandergreifenden Stilmitteln (Licht, Farbe, Medien, Textilien) und ist damit optimal budget- und ressourcenschonend angeleg