Dass Hexenverfolgung kein dunkles Kapitel aus dem Mittelalter ist, sondern noch heute Menschen als „Hexen“ verfolgt und ermordet werden, war Thema der Hexenausstellung 2022. In der Frühen Neuzeit war das kurkölnische Sauerland ein Zentrum der Hexenverfolgung in Europa. Hunderte Menschen wurden in den verschiedenen Verfolgungs- und Prozesswellen Wellen hingerichtet.
In der großen Sonderausstellung wurden die Ursachen und Hintergründe für Hexenverfolgungen dargestellt. Konkrete Schicksale führten dem Besucher das Ausmaß des Schreckens vor Augen. Gleichzeitig richtete sich der Blick in die Gegenwart und zog Vergleiche mit aktuellen echten und virtuellen Hexenjagden.
Die Ausstellungsgestaltung zeichnet ein kühles, nüchternes Bild der Vorgänge. Die klare, zeitgenössische Formsprache verklärt Hexenverfolgungen nicht als Gruselmärchen. Stattdessen vermitteln Konzept und Gestaltung, dass damals wie heute strukturelle Ausgrenzungs- und Unterdrückungs-mechanismen greifen, um die Verfolgung, Folter und Tötung von Menschen zu legitimieren, die nicht system-konform waren/sind, sich emanzipieren woll(t)en, oder sich schlicht nicht wehren konnten/können.
Das wissenschaftlich-didaktische Konzept der Ausstellung beschwört weniger den dunklen Mythos von Hexenverfolgung (was zugleich auch indirekt die Täter stützen würde), sondern beleuchtet aufklärend und zeitgemäß das Phänomen. Die Szenografie des Introraums (Raum 1) und der Opfer (Raum 3) bricht daher bewusst mit der Vorstellung einer dunklen und düsteren Hexenausstellung, wie sie üblicherweise inszeniert werden. Dennoch ist sie nicht weniger eindrücklich. Die Raum-wände bleiben weiß, darauf setzen sich die Akzentfarben der Grafiken ab. Lila- und Pinktöne – die Farben des Feminismus – spiegeln sich in Überschriften und Grafiken. Der mittlere Raum (die Häscher) zeigt das System der Verfolgung und wechselt dabei in einen anthrazitfarbenen Raumton, vor dem die historischen Dokumente, Porträts und Objekte brillant zur Geltung kommen. Der große Ausstellungsraum 3 (die Opfer) ist als Labyrinth strukturiert, kaltes Neonlicht beleuchtet die kargen Flure, in denen das Gefühl von Verlorenheit und Aussichtlosigkeit die Sammlung von Folterinstrumenten, Prozessakten und zeitgenössischen Darstellungen begleitet. Im letzten Raumteil werden Perspektiven in die Gegenwart gezeigt, ein Forum gibt Schulgruppen Gelegenheit zum Austausch über „moderne Hexenjagden“, ein Escape-Room ergänzt als weiteres Erlebnisangebot die Ausstellung.